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Predigt zu Himmelfahrt

Hören und lesen Sie die Predigt von Pfarrer Christian Noeske zu Himmelfahrt 2020:

 Predigt zu Himmelfahrt 2020 von Pfarrer Christian Noeske

Predigt anhören (mp3-Datei, 2,87 MB)

Das besprochene Bild finden Sie Externer Link auf der Seite der EKD (kolorierter Kupferstich von Matthäus Merian).

Predigt zu Himmelfahrt 21.Mai 2020 (Pfarrer Christian Noeske)

Auf dem Gottesdienstblatt finden Sie ein Bild. Es ist ein kolorierter Kupferstich aus dem frühen 17. Jahrhundert.

Mich hat das Bild angesprochen.

Es stellt uns das vor Augen, was wir eben in der Lesung aus der Apostelgeschichte gehört haben.

„Und als Jesus das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben
und eine Wolke nahm ihn auf, weg von ihren Augen“

Das Bild ist wie eine „Momentaufnahme“

Jesus ist noch halb da…
Und halb schon nicht mehr

Eine plastische,
eine fast ein wenig naive Darstellung

aber ich finde, in dieser Schlichtheit auch wieder sprechend.

Was mir noch bei diesem Bild gefällt ist der Kreis derer, die Jesus verabschieden.

Es ist nicht eine reine „Männergesellschaft“, wie das oft auf Darstellungen zu sehen ist,
sondern eine bunt gemischte Schar aus Männern und Frauen.

Frauen sind manchmal wenig sichtbar obwohl sie oft die Kirche tragen und prägend in ihr tätig sind.

Hier auf diesem Bild sind sie ganz selbstverständlich mit dabei in der großen Runde. Die eine von ihnen hat die Hände zum Gebet gefaltet. Die andere die Hände zusammengelegt wie bei Dürers „Betenden Händen“.

Die dargestellten Personen Frauen und Männer haben alle eine Blickrichtung…

sie blicken nach oben

auf Christus, der gen Himmel fährt

auf den der nur noch halb hier und schon halb in einer anderen Welt ist…

Was spricht aus ihren Gesichtern?

- Erstaunen, eine gewisse Traurigkeit!

Der eine deutet auf den Auferstandenen und nun Aufgehobenen.

„Auf- gehoben“ in seiner doppelten Bedeutung… hochgehoben

und geborgen und aufgehoben in der neuen Wirklichkeit beim Vater.

Wenn ich auf dem Friedhof bei einer Bestattung spreche, dann verwende ich diesen Ausdruck gerne und sage:

Dass Christinnen und Christen darauf vertrauen, dass sie nach dem Tod in Gott geborgen
bei Gott gut aufgehoben sind.

In die Erde gelegt - aber im Himmel, bei Gott, aufgehoben.

Mein Blick bleibt bei dem, der mit dem Finger hin auf Christus weist. Und ich werde erinnert an den Isenheimer Altar.

Auch ein Bild von Jesus - diesmal am Kreuz und Johannes der Täufer steht da mit einem überlangen Zeigefinger zeigt er auf Christus.

Der bekannte Theologe Karl Barth hatte eine Abbildung dieser Altartafel über seinem Schreibtisch hängen.
Und immer einmal wieder hat er es gesagt, dass ihm das Auftrag und Berufung ist:

Mit diesem überlangen Zeigefinger auf Christus zu weisen.

Es gibt ja den schönen Spruch:

Rede nur über den Glauben, wenn du gefragt wirst
aber lebe so, dass du gefragt wirst

Und wenn wir gefragt werden… dann weisen wir mit dem Finger auf den, der uns wie kein anderer Gott nahe gebracht hat.

Könnt ich’s irgend besser haben
als bei dir, der allezeit
soviel tausend Gnadengaben
für mich Armen hat bereit?
Könnt ich je getroster werden
als bei dir, Herr Jesu Christ,
dem im Himmel und auf Erden
alle Macht gegeben ist?
dichtet Philipp Spitta

Dieses Deuten auf die Quelle unserer Hoffnung
auf den, der uns Lebensmut schenkt, auch wenn es schwer wird im Leben
auf den, der der Adressat unseres Dankes ist,
für so vieles, was wir geschenkt bekommen.

Was ich auch auf dem Bild entdecke ist ein Erschrecken.

Ein Erschrecken über das „Wunder“ über das machtvolle Eingreifen Gottes.

Aber vielleicht auch ein Erschrecken, dass es jetzt endgültig ist.

Jesus ist nicht mehr auf der Erde!

Was wird werden aus seinem Reich?
Was wird werden aus der „Sache Jesu“?

Wird sie sich verlieren, wie so vieles sich im Laufe der Geschichte verloren hat?

Wir wissen, dass es anders kam.
Und fast 2000 Jahre später sind wir weiterhin zusammen und feiern „Himmelfahrt“ und freuen uns über die weltweite Christenheit:

In manchen Regionen der Erde eine kleine Minderheit – aber in anderen Regionen doch auch eine prägende und bedeutende Glaubensgemeinschaft.

Noch einmal fällt mein Blick auf das Bild:

Auf den „abgeschnittenen“ Christus – zu sehen sind noch seine Füße.

Ich denke an die Bibelgeschichte, wie seine Füße gesalbt werden von einer Sünderin.
Und Jesus sie ausdrücklich lobt für diese Vorbereitung auf sein Leiden und Sterben.

Und ich werde erinnert daran, dass wir aufgefordert sind, seine Spuren zu folgen.

Handeln wie er gehandelt hat!
Gutes tun, wie er Gutes getan hat.

Jesus sagt den Seinen:

„Gebt ihr ihnen zu essen“!

Denn: „Was ihr an einem meiner geringsten Brüdern getan habt, das habt ihr mir getan“

Das Gleichnis mit dem Werken der Barmherzigkeit: Hungrige speisen, Durstigen zu trinken geben,

- die Nackten bekleiden.
- die Fremden aufnehmen.
- die Kranken besuchen.
- die Gefangenen besuchen.
- Tote begraben.

Es steht stellvertretend für das Gute, das wir tun können… ja, was unsere Berufung ist.

Und die Füße erinnern mich an die Spuren, die Jesus hinterlassen hat
hier auf dieser Erde - aber auch in meinem Leben
und gerne würde ich laut einstimmen in das Lied, das wir aber jetzt nur instrumental hören können:

Wir haben Gottes Spuren festgestellt auf unsern Menschenstraßen
Liebe und Wärme in der kalten Welt
Hoffnung, die wir fast vergaßen

Zeichen und Wunder sahen wir geschehn
in längst vergangenen Tagen
Gott wird auch unsre Wege gehen
uns durch das Leben tragen.

Amen

 

 

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