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Predigt zum 12. Sonntag nach Trinitatis 2020

Hören und lesen Sie die Predigt von Pfarrer Christian Noeske zum 12. Sonntag nach Trinitatis 2020:

 Predigt zum 12. Sonntag nach Trinitatis 2020 (Pfarrer Christian Noeske)

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Predigt zum 12. Sonntag nach Trinitatis 30. August 2020 (Pfarrer Christian Noeske)

„Vorsicht Baustelle“

Wahrscheinlich kennen Sie das Zeichen, das wir im Straßenverkehr immer wieder sehen.

Ein rotes Dreieck mit einem Piktogramm: Mit einer Schaufel macht sich jemand an einem Haufen Sand zu schaffen.

Wenn wir auf der Autobahn unterwegs sind und dieses Schild sehen, wissen wir, jetzt geht es die nächsten Kilometer langsamer: Es kommt eine Baustelle

Auch die Kirche ist eine Baustelle!

Manchmal im wahrsten Sinne des Wortes: Es wird in Brühl und in Ketsch das gleiche sein:

Der Bauausschuss kommt nicht zur Ruhe – immer wieder gibt es Neues zu bedenken oder es gilt einen Defekt zu beheben oder eine Verbesserung herbeizuführen.

Wir haben eben im Gottesdienst die Lesung aus dem 1. Korintherbrief gehört.

Hier geht es auch um das Bauen im Zusammenhang von Kirche und Gemeinde.
Es geht dem Apostel jedoch nicht um einzelne Bauprojekte.

Vielmehr hat Paulus das Ganze der Kirche im Blick.
Er spricht hier von der christlichen Gemeinde und vergleicht sie mit einem Bauwerk.

Dabei hat der Apostel die Menschen im Blick die in der Gemeinde zusammenkommen.

An einer anderen Stelle der Bibel werden sie als „lebendige Steine“ bezeichnet,
die zusammen das Haus der Kirche bilden.

Wie ein Haus aus vielen Steinen aufgebaut wird, so ist Kirche Jesu Christi bestimmt durch ihre Mitglieder die sich als lebendige Steine ein- und aufbauen lassen.

Die Kirche wird gebildet durch Menschen, die sich rufen lassen
durch Menschen, die sich einbinden lassen
durch Menschen, die kommen,
durch Menschen, die sich engagieren
und auch durch Menschen, die bereit sind, ihr Geld in die Kirche zu geben.

Und so sind wir auch für die Getauften dankbar, die vielleicht selten oder nie hier in der Kirche auftauchen und uns doch ermöglichen, dass wir so Kirche sein können, wie wir Kirche sind.

Paulus blickt auf den einzelnen Menschen,
denn Mann, die Frau, das Kind

blickt auf die Gemeinschaft der Gläubigen und ruft Ihnen zu:

Ihr seid Gottes Tempel, Gottes Bauwerk
Die Gemeinde Jesu Christ ist Gottes Bau.

Und wir selber, Christinnen und Christen, sind irgendwie beides:

Lebendige Steine in diesem Bauwerk Gottes und gleichzeitig auch Bauleute – Handwerker – Architekten und manchmal auch Handlanger.

Wir sind eingeladen und aufgefordert, unseren Teil beizutragen.

Die Kirche lebt von denen, die sich in ihr engagieren.

Das kann unter Umständen auch jeweils in einer gewissen Phase des Lebens sein.

Ich kann mich an meine Zeit als Lehrvikar in einer Freiburger Gemeinde erinnern.
Hier erzählte mir die sehr aktive Vorsitzende des Ältestenkreises,
dass das kirchliche Engagement bei ihr nicht immer so ausgeprägt war.

Sie sagte: „Es gab auch kirchenlose Zeiten in meinem Leben“.

Ich habe mir den Satz von damals gut gemerkt, denn ich habe verstanden:

Wir sollten nicht vorschnell urteilen über z.B. Menschen im mittleren Alter, die eben mit Familie und Beruf und anderen Dingen so gefüllt sind, dass für kirchliches Engagement kein Platz bleibt.

Vielleicht geht es diesen Menschen im mittleren Alter wie dieser Vorsitzenden des Ältestenkreises, dass sie später mehr Freiräume haben und sich dann auch mehr in der Kirche engagieren.

Das Bild von der Baustelle, auf der Menschen gemeinsam am Werke sind, lehrt uns noch ein weiteres:
Beispielsweise, dass es vielfältige Formen der Betätigung auf der Baustelle Gottes gibt. Und unterschiedliche Gaben und Begabungen nötig sind und unterschiedliche Gaben und Begabungen jeweils zum Zuge kommen können und sollen.

Ein zentraler Satz in diesem Abschnitt aus dem 1. Korintherbrief lautet:

„Einen anderen Grund kann niemand legen, außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus“

In der Kirche kommen Menschen zusammen, die dieses Fundament, diese „Gründung“, diesen Trost im Leben und im Sterben gefunden haben.

Und voller Dank sind und, mit einem Liedvers gesprochen, sagen können:

„Ich habe nun den Grund gefunden,
der meinen Anker ewig hält“

Wir kommen zusammen und feiern dieses: „Einen Grund im Leben gefunden zu haben“
wir feiern es mit Gleichgesinnten
mit Menschen, die ebenfalls den Weg des Glaubens gehen.

„Einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus“

Der Blick des Apostels geht in diesem Abschnitt aber auch darauf, was auf diesem Fundament aufgebaut wird.

Hören wir noch einmal auf die Verse 12 und 13 des Predigt-Textes:

Wenn aber jemand auf den Grund baut Gold, Silber, Edelsteine, Holz, Heu, Stroh, so wird das Werk eines jeden offenbar werden. Der Tag des Gerichts wird es ans Licht bringen;
denn mit Feuer wird er sich offenbaren.
Und von welcher Art eines jeden Werk ist, wird das Feuer erweisen.

Der Apostel beschreibt die „Feuerprobe“ Gottes:

Gold, Silber, Edelsteine – das sind die Materialien, denen das Feuer nichts anhaben kann…

Das edle Metall schmilzt vielleicht, aber bleibt bestehen.

Nicht so Holz, Heu oder Stroh… hier bleibt nur Asche übrig.

Nun, wie gerne würden wir wissen, was beständig ist - und was nicht.

Aber wir wissen es nicht und sind doch oft recht schnell mit unserem Urteil,
gerade auch im kirchlichen Bereich:

Was wohl der richtige Weg ist,
wie es Gott wohl gefällt,
wie es in Kirche und Gemeinde aussehen soll.

Und oft ist uns das Gold, wie wir es selber kennen

und das, was nicht so nach unserem Geschmack ist,
was ein wenig quer zu unserer Ausrichtung läuft,
das bringen wir eher mit Stroh in Verbindung
und unser Urteil ist dann oft nicht so positiv.

Aber hier höre ich die Aussage des Apostels auch als die Aufforderung,
sich selbst ein wenig zurück zu nehmen und den anderen stehen zu lassen.

Denn der Apostel schreibt es klar und deutlich:

Das letzte Urteil spricht Gott selber
Der Tag des Gerichts wird es ans Licht bringen.

Und so lange der Tag des Gerichts, das Ende der Zeit,
das Ende aller Dinge nicht gekommen ist,

so lange wird es immer nur ein relatives Urteilen geben können
so lange werden wir mit einem gewissen Maß von Unsicherheit
leben müssen.

Ich finde diese Perspektive, die uns heute morgen hier begegnet wichtig:

Da wir Gottes Urteilen nicht kennen, kann unsere Einschätzung, unser Urteil immer nur vorläufig sein.

Das bedeutet nicht, dass wir nicht eine Meinung, eine Anschauung, eine Vorliebe oder wie auch immer haben können und dürfen.

Aber meiner Meinung nach ist es nicht legitim, zu behaupten: Gott will es so, wie ich das denke!

Denn niemand von uns kann wissen, was im Letzten gilt und was nicht gilt.

Mit dem Apostel können und müssen wir sagen – ich zitieren aus einem anderen Brief, dem an die Römer:

O welch eine Tiefe des Reichtums, beides der Weisheit und der Erkenntnis Gottes!

Wie unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich seine Wege

Der wer hat des Herrn Sinn erkannt oder wer ist sein Ratgeber gewesen?
Oder wer hat ihm etwas zuvor gegeben, dass Gott es ihm vergelten müsste?

Denn von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge. Ihm sei Ehre in Ewigkeit.
(Römerbrief Kapitel 11, 33f)

Als Menschen, die sich in der Kirche engagieren, sind wir Mitarbeiter auf Gottes Baustelle.

Als Menschen, die getauft sind, sind wir lebendige Steine in dem großen Bauwerk Kirche und Gemeinde fest gegründet auf Jesus Christus.

Wenn wir hier zum Gottesdienst zusammenkommen, blicken wir dankbar auf dieses gute Fundament der Kirche aber auch unseres Lebens.

Und wir können dankbar und zuversichtlich bekennen:

Einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist,
welcher ist Jesus Christus

Und der Friede Gottes, der höher ist als all unser Denken, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus

Amen

 

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