Predigten
Predigt zum Sonntag Trinitatis
Hören und lesen Sie die Predigt von Pfarrer Christian Noeske zum Sonntag Trinitatis 2020:
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Predigt zum Sonntag Trinitatis 6. Juni 2020 (Pfarrer Christian Noeske)
„Mögen sich die Wege vor deinen Füßen ebnen
mögest du den Wind im Rücken haben,
und bis wir uns wieder sehn,
möge Gott seine schützende Hand über dir halten.“
Das sind Worte eines irischen Segenswunsches.
Ich mag den Wunsch und das dazugehörige Lied sehr gern.
Ein Wunsch wird mir zugesprochen oder zu gesungen:
Dass Hindernisse auf dem Weg weichen
oder ich die Kraft bekomme darüber hinwegzuschreiten.
Rückenwind wird mir in diesem Segenswunsch zugesprochen:
Wie angenehm ist es, den Wind im Rücken zu haben und wie von selbst über die vor mir liegende Straße zu gleiten.
Wie angenehm ist es auf eine schützende segnende Hand über mir zu vertrauen.
Ein solcher Segenswunsch – ein solcher Segenszuspruch tut gut.
Im 121. Psalm in der Bibel geht es ebenfalls um den Zuspruch von Segen.
In diesem 121. Psalm, wir haben ihn zum Eingang gesprochen, geht es um Pilger, die nach Jerusalem zum Tempel gewandert sind. Dort haben sie vielleicht eine Woche lang viele schöne Gottesdienste und Feste gefeiert. Nun stehen die Pilger kurz vor der Rückkehr – es geht zurück auf dem steinigen und mühsamen Weg durch die Berge voller Gefahren…
Die Wege sind unbefestigt: Ein Stein liegt unglücklich im Weg, der Pilger strauchelt, er verliert das Gleichgewicht und stürzt den Abhang hinunter. Räuber und Wegelagerer nutzen die Unübersichtlichkeit des Geländes aus.
„Reisefieber“ kommt auf… Bange Blicke werfen die Reisenden einander zu…
wie wird er werden der Weg?
Der eine sagt:
Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen
wer steht uns bei – woher kommt meine, woher kommt unsere Hilfe
Ein anderer ist da und spricht ein ermutigendes Wort:
Wir haben schon viel gemeistert – wir werden auch das schaffen!
Und: Wir sind ja hier zum Gottesdienst – Gott wird uns schützen!
Meine/Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn,
der Himmel und Erde gemacht hat.
Und dann teilt er seine Zuversicht mit den Mitreisenden:
Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen
und der dich behütet, schläft nicht
Siehe der Hüter Israel schläft und schlummert nicht
Schließlich versammeln sich die zum Aufbruch Gestiefelten und Geschnürten noch einmal vor dem Tempel und einer der Priester tritt vor die Gruppe.
Und er spricht:
Der Herr behüte dich
Der Herr ist dein Schatten über deiner rechten Hand
dass dich des Tages die Sonne nicht steche
noch der Mond des Nachts.
Der Herr behüte dich vor allem Übel
er behüte deine Seele
Der Herr behüte deinen Ausgang und Eingang
von nun an bis in Ewigkeit!
In gewisser Weise sind auch wir Pilgernde, Menschen unterwegs, Wandernde, Pilgernde durch die Zeit.
Eine seltsame und ungewöhnliche Zeit durchwandern wir gerade.
Ungeahntes ist schon fast zur Selbstverständlichkeit geworden.
Menschen, mit denen wir vordem eng zusammen waren, über die wir uns freuten, wenn wir sie sahen, die wir herzlich umarmten und uns nahe mit ihnen unterhalten haben.
Mit diesen Menschen halten wir nun respektvoll Abstand. Wir lächeln und winken ihnen mit mindestens 1,5 Meter Abstand zu.
Was uns vordem ganz selbstverständlich war, gemeinsames Singen, Konzerte besuchen, durch eine enge Fußgängerzone zu gehen oder dicht zusammen zu stehen … alles auf einen Schlag zum „No go“ geworden.
So pilgern wir also auch durch diese Zeit und freuen uns, wieder hier in der Kirche zusammen sein zu können.
Und eben wie auch die Pilgernden damals Zuspruch und Gottes Segen zu empfangen auch für diese besonderen Zeiten durch die wir gehen.
Wir könnten es uns auch selber zusprechen…
Gott ist bei mir – Gott schützt mich – Gottes Kraft ist in mir, dem schwachen bedürftigen Menschen, mächtig.
Und ich darf und soll es auch immer wieder ganz bewusst so tun und praktizieren… Mir selbst es sagen: „Du bist ein Gesegneter, eine Gesegnete Gottes“
Das andere aber gilt auch: Es ist auch etwas Schönes, Hilfreiches und Wertvolles, wenn ich den Segen Gottes empfange, wenn mir der Segen Gottes zugesprochen wird: Egal ob von einer „Amtsperson“ oder einem „normalen“ Mitchristen, einer „normalen“ Mitchristin.
Nicht nur Pfarrer dürfen segnen.
Beim Schluss-Segen im Gottesdienst wird oft ein Segen verwendet, der schon sehr alt ist. Er kommt aus dem hebräischen Teil unserer Bibel aus dem Alten Testament.
In einem der fünf Bücher Mose wird dieser Segen sozusagen uns Menschen von Gott „übergeben“.
Hören wir auf diesen kurzen Abschnitt der Bibel:
„Und der Herr redete mit Mose und sprach:
Sage Aaron und seinen Söhnen und sprich:
So sollt ihr sagen zu den Israeliten,
wenn ihr sie segnet:
„Der Herr, segne dich und behüte dich,
der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir
und sei dir gnädig
der Herr hebe seine Angesicht über dich
und gebe dir Frieden“
Denn ihr sollt meinen Namen auf die Israeliten legen,
dass ich sie segne“
Soweit dieser kurze Bibelabschnitt aus dem 4. Buch Mose
Die ersten Beauftragen Gottes waren Aaron und seine Söhne….
darum wird dieser Segen auch als „aaronitischer Segen“ bezeichnet.
Ich kenne diesen Segen natürlich gut – spreche ihn im Gottesdienst und werde selber mit diesen Worten gesegnet.
Für mich geht es bei diesen schönen Worten vor allem um
„Vergewisserung“
darum, guten Zuspruch zu empfangen.
Und wir wissen, wie wichtig das ist!
Wenn jemand uns sagt: Das schaffst du – das kriegst du hin – das gelingt dir,
dann haben wir Mut und Rückenwind
Allerdings bedeutet Segen nicht:
Du schaffst alles, was du dir vornimmst
Alles wird dir gelingen – alles wird glattgehen.
Es gibt nur noch Höhepunkte – keine Tiefpunkte, keine Enttäuschungen mehr.
Segen ist keine Garantie für eine Glückssträhne.
Vielmehr beinhaltet der Segen die Zusage:
Gott ist bei dir, mit dir, an deiner Seite, egal was geschieht.
Das „Behüten“ lässt denken an den guten Hirten, als der Gott immer wieder in der Bibel vorgestellt wird.
Und dann geht es im aaronitischen Segen um Gottes Angesicht…
Gott wendet sich uns zu … wendet sich nicht ab
Sein Angesicht ist uns zugewandt
„Gott lasse sein Angesicht über dir leuchten“
Ich musste sehr spontan an den Eiffelturm in Paris denken. An vielen Stellen in der Stadt ist er sichtbar … und trägt abends oder nachts hell erleuchtet das Signal… du bist hier in der großen bedeutenden Stadt an der Seine.
Ich wünsche es mir und Ihnen, dass wir immer wieder an Straßenecken unseres Lebens gelangen, wo wir so einen Blick erhaschen und uns das Herz warm wird und wir innerlich gewiss sind:
Ja , wir sind behütet, wir sind gut aufgehoben, wir sind geborgen in Gott!
Gottes Angesicht leuchtet uns und Gottes Angesicht ist über uns erhoben:
Es ist, wie wenn ich im Dunkeln unterwegs bin und habe ein strahlendes Licht in der Hand oder die Umgebung wird vom Mond so hell erleuchtet, dass ich mich nicht fürchten muss oder mein Schritt strauchelt.
Der aaronitische Segen schließt mit dem Zuspruch des Friedens
Das hebräische Wort für Frieden: Schalom meint ganzheitliches Heilssein
„alles in bester Ordnung“ „alles in Butter“ „alles im Lot“
So, dass wir sagen können: Alles ist wunderbar! Nichts soll sich ändern
„Mögen sich die Wege vor deinen Füßen ebnen“ war der Segenswunsch und Segenszuspruch aus Irland
Die Gewissheit, dass wir Gottes Segen empfangen, begleitet uns auf allen unseren Wegen.
Wir können uns daran freuen,
Wir sind Gesegnete Gottes – das ist wahr!
Amen